FRÜHER

Luther, Goethe, Jean Paul, Seume – die Todenwarthsche Kemenate weist viele historische und kulturelle Bezüge und Berührungspunkte mit der großen Geschichte Thüringens auf. Als Stadthaus der Freiherren Wolff von Todenwarth diente es einst adliger Repräsentation. Als Goethe mehrmals an dem Gebäude vorbeikam, ahnte er jedoch nicht, dass die Todenwarthschen Freiherren zu seinen direkten Ahnen zählen.

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Doch die Geschichte des Gebäudes und des Grundstückes reicht weit vor die Goethezeit. An Stelle der Todenwarthschen Kemenate befand sich bereits während der ersten urkundlich nachweisbaren Siedlungsentwicklung der Stadt Schmalkalden in fränkischer Zeit (7./8.Jh.) ein Herrenhof, von dem aus die Stadt entstand. Die heutige Bausubstanz stammt aus dem 15. und 16. Jahrhundert, wenngleich Teile von Vorgängerbauten erhalten sind. Im Mittelalter gehörte das Haus den Grafen von Henneberg.

Im 17. Jahrhundert bewohnte besagte Freiherren Wolff von Todenwarth das Gebäude als städtischen Adelssitz. Sie gehören nicht nur zu Goethes Ahnen, sondern brachten weitere bedeutende Personen hervor: etwa Thönges, der in der Gefolgschaft Philipp von Hessens am Reichstag zu Worms 1521 teilnahm und bei der Kaiserwahl Karl V. den Gegenkandidaten Franz I. von Frankreich beherbergte; Johann Jakob, der am Westfälischen Frieden beteiligt war; sein Bruder Anton, Kanzler von Hessen-Darmstadt; Carl, der in der Goethezeit Oberbaudirektor in Weimar und Restaurator der Wartburg war; Christine, die 1870 Carl Hassenpflug (Bildhauer, Professor an der Kunstakademie Kassel und Neffe der Gebrüder Grimm) heiratete.

Eine weitere spannende Phase in der Geschichte des Hauses ist um das Jahr 1800 zu verorten. In dieser Zeit wohnte hier die hessische Dichterin Arnoldine Wolf (1769-1820). Sie ist nicht nur ein interessantes Beispiel dichtender bürgerlicher Frauen um 1800, sondern sie war in diesem Haus auch Gastgeberin zwei großer Literaten der deutschen Sprache. 1801 war Jean Paul ihr Gast. Über ihren Freund, den Militär und Dichter Karl von Münchhausen, kam ihr dann 1802 die Ehre zu, Johann Gottfried Seume zu beherbergen. Seumes Aufenthalt in Schmalkalden fand Niederschlag in seinem Werk „Spaziergang nach Syrakus“.

Nach Arnoldine Wolfs Zeit war das Haus einer wechselhaften Nutzung augesetzt: Hotel, Schmalkaldens größter Kaufladen (Familie Merkel), diverse Einzelhändler und Mietwohnungen in den Obergeschossen.

ein Denkmalprojekt der Gesellschaft Kulturerbe Thüringen e.V. in Schmalkalden